Ein wesentliches Problem bei der Sozialisation gehörloser Kinder ist die Tatsache, dass diese zu fast 95 % in eine hörende Familie geboren werden. Die Eltern haben oft keine Erfahrungen im Umgang mit Gehörlosen geschweige denn Kenntnisse der Gebärdensprache. Somit wachsen gehörlose Kinder meist ohne ein vollständiges Sprachsystem, ohne „Muttersprache“ auf. Diese Sprachlosigkeit überwindet das Kind oft erst im Kontakt zu anderen Gehörlosen, dabei lernt es die Gebärdensprache kennen und kann sich diese aneignen. Würden Eltern die Gebärdensprache lernen, wäre die Kommunikation in der Familie gesichert. Aufgrund einseitiger Beratung und geringer Unterstützung entscheiden sie sich jedoch häufig dagegen.

Mehr als ein paar Handzeichen

Gebärdensprachen sind natürlich gewachsene visuell-gestische Sprachsysteme. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil sind sie nicht international. Jedes Land hat eine eigenständige Gebärdensprache und jede Region einen eigenen Dialekt. Sie besitzen eine anspruchsvolle Grammatik, die sich von gesprochenen Sprachen wesentlich unterscheidet und nutzen ein komplexes System, das meist zeitgleich die Inhalte auf verschiedenen Ebenen vermittelt. So werden nicht nur mit den Händen Gebärden ausgeführt, sondern auch Mimik, Körperhaltung und Mundbilder eingesetzt, um konkrete  Inhalte auszudrücken. Somit lassen sich, wie in der Lautsprache auch, aus einer endlichen Anzahl von Elementen und Regeln unbegrenzt Zeichen und Sätze produzieren.

Bessere Chancen für Rebecca

Um gehörlose Kinder und Jugendliche wie Rebecca optimal zu fördern und sie bei der Entwicklung einer Sprachkompetenz zu unterstützen, fordern wir:

  • Umfassende Beratung der Eltern in der Frühförderung der Kinder über bilinguale Erziehung in Lautsprache und Gebärdensprache
  • Gebärdenkurse für Eltern gehörloser Kinder zur Frühförderung
  • Bilingualer Unterricht: parallele Verwendung von Lautsprache, Gebärdensprache und Schriftsprache
  • Gesicherte Finanzierung von Dolmetschern für Regel-, Berufs- und Hochschulen